Mittwoch, 7. Dezember 2016

100 days - Farewell, Aidswaisenprojekt und unterwegs-sein

Mehr als drei Monate bin ich schon hier in Malawi und alles ist so schön gewohnt, so schön normal. Sonntagabends unter dem Sternenhimmel Mangomarmelade kochen. Der Kartoffelverkäufer, dem ich jede Woche ein kleines Glas davon schenke. Der dann vor Freude in die Luft springt und mir später von seinen Plänen erzählt, als Flüchtling nach Deutschland auszuwandern. Da gibt es auch noch das Mädchen aus der Grundschule, die mich Zuhause besucht und fragt, ob wir Freundinnen sein wollen. Sie schenkt mir ein Armband aus Perlen, ich knüpfe ihr ein Freundschaftsbändchen.  Von da an besucht sie mich gelegentlich im Büro und setzt sich schüchtern neben mich. Wir tauschen ein Grinsen aus und ich glaube, jetzt sind wir wirklich Freunde.
Wenn dann mal ein freier Nachmittag ansteht, schwinge ich mich seit einigen Wochen auf mein Fahrrad. Mein Ziel ist die God Knows Nursery, die am anderen Ende von Ekwendeni liegt. Die Kinder umringen mich schon und rufen Luisa,Luisa,Luisa bevor mein Fahrrad steht. Wir singen, spielen, sehen uns Bücher an und lernen die englischen Wörter für Farben. Alles scheint blau zu sein.
Aber auch neben meinem Alltag, der sich immer weiter verfestigt, war im vergangenen Monat so einiges los.

06/11 gescheitertes Bergsteigen & Girls Brigade
Angefangen mit dem Versuch, gemeinsam mit Sonja aus den Niederlanden einen der Berge bei Ekwendeni zu besteigen. Vorher waren wir im englischen Gottesdienst, den ich mittlerweile immer besuche, wenn ich in Ekwendeni bin. Daher versuchten wir unser Glück in offenen Schuhen und Kleid. Zeit fürs Umziehen wollten wir uns nicht nehmen, da es nur noch heißer geworden wäre. Leider erklommen wir den Berg von der falschen Seite, scheiterten deshalb und kehrten nach der Hälfte um. Eine gute Aussicht auf Ekwendeni konnten wir aber auch dort schon genießen. Am Nachmittag ging es mit der Girls Brigade,einer kirchlichen Mädchengruppe, weiter. Sonja und ich brachten den Mädchen bei, wie sie sich Armbänder knüpfen können. Sie waren sehr begeistert davon. Anschließend sangen wir ein paar Lieder und spielten draußen Spiele.
Blick auf Ekwendeni

bei der Girls brigade mit Cornelius & Sonja 
11/11 Farewell 
Alle anderen neun Kolping-Freiwilligen kamen für Sandras und Leas Farewellparty nach Mzuzu. Der Freitagabend begann mit einem Barbecue inklusive Laugenbrötchen und ging weiter mit viel Spaß und Feierei. Ein letztes Mal mit Sandra und Lea. Zeit zum Traurigsein gab es aber nicht! Freitag und Samstag besuchten mich drei von den Jungs aus Salima beziehungsweise die Claras in Ekwendeni. Es hat mir Spaß gemacht, ihnen meine neue Heimat zeigen zu können. Samstag trafen wir uns alle in einem italienischen Restaurant in Mzuzu. Das Essen konnten wir noch einmal viel mehr genießen als in Deutschland. Wann gab es bitte das letzte Mal Caprese? Und Butter? Und richtig gute Nudeln? Das schätze ich mittlerweile sehr. Anschließend saßen wir noch draußen, alle außer wir aus dem Norden freuten sich sehr über die Kälte und die nötige Decke. Eingekuschelt hörten wir „John und die Maus“ (ein wirklich gutes Hörspiel)  und genossen den wirklich letzten Abend zusammen in Mzuzu.
Wobei mein Abschied von Lea und Sandra dann einige Tage später folgte. Eigentlich war ein letztes gemeinsames Nsima-Essen geplant. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die Beiden mitten im Nirgendwo stecken bleiben und deshalb erst am Abend recht ausgelaugt ankommen würden. Die einzige Aufmunterung stellte dann indisches Essen dar. Anschließend ging es auf ein (für die Beiden) letztes Tee-trinken zu Khan. Realisieren, dass meine zwei sehr sehr liebgewonnen Freunde zurück nach Deutschland fliegen, konnte ich noch nicht. Erst im Taxi am nächsten Morgen, als ich eine Art „Abschieds“brief von Sandra gelesen habe, wurde mir klar, dass wir uns nicht so schnell wiedersehen. Und trotzdem bin ich dankbar für unsere wunderbare gemeinsame Zeit, für Livingstonia, für Lake Of Stars, für unser Kochbananenchips-Candelight-Dinner und für unsere Villa-Feierabende.
durchdrehen #1 - so viele deutsche Süßigkeiten!

♥♥♥ missing
21/11Aidswaisen in Karonga
Drei Tage lang habe ich die Chance genutzt, das Aidswaisen-Projekt Lusubilo in Karonga kennenzulernen. Nach einer anstrengenden Minibusfahrt mit Break-Down kam ich endlich im viel zu heißen Karonga an (bestimmt war es 10 Grad wärmer als in Ekwendeni, Tag als auch Nacht war man nur am schmelzen). Dort wurde ich sehr herzlich von den Schwestern willkommen geheißen. Nach einem gemeinsamen späten Mittagessen und einer verdienten Pause wurde mir das Kinderdorf gezeigt. Die Kinder freuten sich sehr. Wir spielten einige Spiele und hatten viel Spaß! Den Abend ließ ich, wie die folgenden Abende dann auch, gemeinsam mit den Schwestern ausklingen. Am zweiten Tag dann habe ich mit sehr vielen Menschen gesprochen, die im Projekt arbeiten und war erstaunt, wie riesig dieses doch ist! Außerdem durfte ich mir das Computer Centre ansehen. Da sogar einige Schüler vor Ort waren, konnte ich diese kennenlernen und ihnen sogar ein wenig mit ihrer Aufgabe weiterhelfen, da der Lehrer gerade beschäftigt war. An meinem dritten und letzten Tag besuchte ich das Education Centre, was in meinen Augen eine Art Vorschule ist. Außerdem durfte ich noch einen Blick ins Music Centre werfen, wo ich einige Mitglieder der Lusubilo Band kennengelernt habe. Die Band scheint sehr populär zu sein. Im Oktober haben sie im Rahmen des what boundaries?! Projekts sogar Auftritte in Deutschland gehabt. Auf dem Lake Of Stars Festival haben sie auch gespielt, doch dort ich habe ihre Performance verpasst. Zufälligerweise wollte die Band am Donnerstag ebenso nach Mzuzu fahren, da sie eine ganze Reihe an Auftritten hatten. Sie haben mich also im Bandbus bis nach Ekwendeni genommen, was auf dem Weg nach Mzuzu liegt. Die Fahrt war die sehr unterhaltsam!

27/11Ausflug nach Chinteche
Wir verbrachten den Sonntag mit einem Teil der Bible Study Group am See, genauergesagt in Chinteche Inn – der gleiche Strand, an dem auch das Festival stattfand. Alles war plötzlich so leer, so ruhig, so undekoriert. Dennoch ist der Strand ein Traum und das Wasser glasklar! Wir sind viel geschwommen, haben Karten gespielt, gegessen und uns schließlich die Taschen voll Mangos gepackt.  Auf der Rückfahrt fiel mir auf, wie vielfältig die Malawische Landschaft doch ist und wie glücklich ich bin, in diesem wunderschönen Land leben zu dürfen.


Phase10
erst sieht es nach Regenwald aus
und im nächsten Moment beinahe nach Wüste
28/11 Arbeit in der Bibliothek
Die vergangene Woche nutzten die Schüler, um ihre Arbeiten fertigzustellen – besonders die Schreinerschüler waren noch sehr beschäftigt. Sie schreinern momentan Türen für den Bischof. Deshalb fand kein Unterricht statt und ich habe ich mir vorgenommen, die Bibliothek aufzuräumen. Diese ist in einem Gebäude der Grundschule untergebracht. Leider wurde diese in letzter Zeit sehr vernachlässigt. Ordnung gab es keine mehr, Bücher waren so gut wie nie am richtigen Platz. Also habe ich drei volle Tage lang Bücher um- und einsortiert. Das war zwar viel anstrengender als gedacht, hat mir aber auch Spaß gemacht. Ordnung ist manchmal eben ganz zufriedenstellend.

02/12 Lilongwe
Da ich drei Tage lang recht hart gearbeitet habe, genehmigte ich mir ein verlängertes Wochenende in Lilongwe. Glücklicherweise ist das Trampen immer recht gut für den Geldbeutel, weshalb ich mir die etwa 450km-lange Fahrt doch recht oft gönnen kann. Meistens ist es auch sehr interessant, da man viele Leute und deren Geschichten kennenlernt. Manchmal aber gerät man auch in unangenehme Situationen. Leider. Links von mir standen zig Malawier, die genauso wie ich einen Lift nach Lilongwe ergattern wollten. Ein Pick-Up stoppte direkt vor der Gruppe Malawier. Sie wollten schon einsteigen, da machte ihnen der Fahrer klar, dass er nur mich mitnehmen wollte. Manchmal ist die Aufmerksamkeit, die Einem geschenkt wird, auch zu viel.. Dennoch kam ich irgendwie in Lilongwe an. Mein Aufenthalt bei den Claras in Biwi lässt sich als Kulinarische Reise 2.0 deklarieren. Unter anderem konnten wir Bratkartoffeln genießen, Knoblauchbrot, Applecrumble, Frenchtoast undundund. Freitagabend nutzten wir zum feierngehen, was auch großartig  war. Wir waren unter anderem in einem Club, der am selben Abend eröffnet hatte. Dieser erinnerte mich an einen neueröffneten, modernen deutschen Club. Sehr westlich also, was ein wenig schade ist und nicht mit „malawischen“ Clubs wie der guten alten Mzuzu-Villa zu vergleichen ist! Dennoch hatten wir viel Spaß. Die restliche Zeit verbrachten wir teils in der Stadt (der Lilongwe-Dapp ist riesengroß und nicht mit dem in Mzuzu zu vergleichen, um Clara zu zitieren Wenn man durch ist, ist man durch) aber auch viel Zuhause. Da der Strom in Lilongwe mehr weg ist als da kochten wir auf dem Kohleherd, was wie immer viel Zeit in Anspruch nahm. Außerdem bastelten wir uns richtig schön kitschige Freundebücher, was sich als Zeitvertreib schlechthin herausstellte. Sich endlich mal wieder ins Grundschul-Ich hineinfühlen und gleichzeitig kreativ sein! Meine Reise zurück nach Ekwendeni startete schon Sonntagmorgen, da ich auf jeden Fall einen Lift bekommen wollte. Das ging dann auch schneller als gedacht. Zwar musste ich diesmal verhältnismäßig viel zahlen, hatte aber eine nur dreistündige Fahrt und beste Unterhaltung durch ein junges Pärchen aus Zomba. In Mzuzu gingen wir sogar noch gemeinsam Mitagessen.

durchdrehen #2. diesmal ist Apple Crumble der Verursacher
Freundebuchbastelwerkstatt

05/12 final count down
Nun stehen mir die letzten zwei Schulwochen bis Weihnachten bevor. In dieser Woche wird gelernter Stoff wiederholt. Ich probiere, jede Minute zu nutzen, um meinen Schülern alles erneut nahezubringen und Defizite zu beseitigen. Es ist noch einmal sehr anstrengend, doch der Gedanke, dass es aufs Ende des ersten Terms zugeht, motiviert mich. In der nächsten und gleichzeitig letzten Schulwoche werden die Exams geschrieben, wonach dann am 16.12 der erste Term beendet ist. Die Ferien werden beginnen, ich freue mich sehr auf die kommende Zeit in der ich viel unterwegs sein werde!

Ich hoffe, ihr genießt die Adventszeit, kommt ein wenig zur Ruhe und seid mehr in Weihnachtsstimmung als ich es bin! Die besten Grüße sende ich euch. ♥