Donnerstag, 12. Januar 2017

"Dezember"

Oder auch: Der wohl unüblichste, heißeste und undezemberigste Dezember meines Lebens.
Der erste term ist schon vorbei. Ich kann es nicht oft genug sagen, die Zeit rennt! Geendet hat das Trimester mit dem Schreiben der Tests. Enttäuschend wenige Schüler haben daran teilgenommen. Wobei aber die, die da waren, überraschend gut abgeschlossen haben. Was mit denen passiert, die geschwänzt haben? Dafür probieren wir momentan noch, die beste Lösung zu finden. Doch nach der letzten Arbeit im Fach Computer gingen für die Schüler und auch für mich die langersehnten Weihnachtsferien los! Beinahe drei Wochen war ich unterwegs. Drei anstrengende, aber auch erlebnisreiche Wochen.

Los gingen die Ferien für mich mit einem Ausflug nach Lilongwe- Claras und Jaspers Geburtstage mussten gefeiert wurden. Einem deformierten Fertigkuchen aus Deutschland folgte eine lange Nacht. Der nächste Tag brachte Essenshighlights wie Pizza und selbstgemachte Falafel und vieleviele Freundebucheinträge!
eine wahre Delikatesse, obwohl nur noch der Geschmack an Kuchen erinnert
sundays..
das Highlight: der neue 2000-Kwacha-Schein (doch selbst er ist kaum etwas wert..)

Doch dann ging es schon wieder zurück in den Norden, wo wir einen Zwischenstopp in Ekwendeni zum Schlafen einlegten. Mit 4 weiteren Leuten war es schon recht kuschelig im Haus, doch nach einem halben Jahr in Malawi habe ich jegliche Platzängste beiseitegelegt-  "Squeeze, Madame!" ist hier das Motto.

Am nächsten Tag stiegen wir in den Minibus nach Chilumba - die Fahrt ist jedes Mal aufs Neue wieder schön. Man fährt über einen Berg, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf den See hat! Außerdem sieht man Affen, die direkt auf der Straße sitzen und oft auch neben dem Minibus mitrennen, um vielleicht Essensreste abzubekommen. In Chilumba gab es recht bald Abendessen. Alle 3 Minuten kam aus einer anderen Ecke ein Schrei - der Grund war das Auftauchen einer Riesenspinne! Man muss dazu sagen, dass vor dem Haus auf dem Boden gegessen haben. Da kann es schon passieren, dass drei Zentimeter neben dir eine Spinne entlanghuscht. Das Highlight (oder eher Lowlight) war ein Skorpion auf der Toilette, der zum Glück bald nicht mehr weiterleben durfte. Irgendwann starteten wir den Versuch, zu schlafen.. Daran war lange nicht zu denken, es war zu schwül und heiß - gefühlt immernoch 40 Grad! Selbst Lars und Jasper aus Salima, wo es noch heißer sein soll, kamen an ihre Grenzen. Die Dusche am Morgen war dann doch recht himmlisch und wir freuten uns, aus der Hitzehölle Chilumba zu entkommen!


      Die Reise führte uns ins nahegelegene Livingstonia. Da wir nicht früh genug gebucht hatten, konnten wir uns die Lodge nicht aussuchen und fanden auch keine freien Betten mehr vor. Also verbrachten wir die erste Nacht im Lukwe Camp. Stellte sich als eine sehr idyllische, ruhige Lodge heraus. Wir kamen zur Ruhe, besuchten den Lukwe-Garten und gingen in den nahegelegenen Wasserfällen schwimmen. Die zweite Nacht verbrachten wir dann doch in der Mushroomfarm (Erinnerungen an den Ausflug mit Sandra!). Eigentlich ebenso ausgebucht, aber auf dem Parkplatz campen durften wir immerhin. Mit Clara aber entdeckte ich dann ein Baumhaus, dass aufgrund von Sturm momentan nicht vermietet wird - zur halben Seite ist es offen, man blickt über die Berge zum See. Die spontane Idee, dort mit unseren Isomatten einzuziehen, setzten wir um. Somit verbrachten wir zwar eine ungemütliche Nacht mit einem viel zu kleinen Moskitonetz. Wenn man dann aber frühmorgens mit einem atemberaubenden Blick aufwacht, spürt man die Rückenschmerzen und Mückenstiche überhaupt nicht mehr. Ich wäre immer wieder bereit zu einer Baumhausnacht wie dieser!

Lukwe
Lukwe
Lukwe-Garden
und endlich wissen alle, wie Ananas eigentlich wachsen
Ausflug zu den Wasserfällen
erfrischen
Baumhausnacht

Blick aus dem Baumhaus

Von Livingstonia aus führte uns die Reise an den See nach Nkhata Bay. Dort verbrachten wir mehrere Tage, an denen wir wirklich mal nichts tun konnten außer essen, schwimmen, spielen und vergeblich auf die Weihnachtsstimmung warten. Diese kam leider trotz Feliz Navidad und Last Christmas in Dauerschleife kaum auf. An Heiligabend stand eine Runde Schrottwichteln an, was sich als ein großer Spaß herausstellte! Das Weihnachtsbuffett ließen wir uns nicht entgehen. Danach löffelten wir eine flüssige Tafel Schokolade, während wir dabei selbst vor Hitze verschmolzen. Wir gingen tanzen, um Weihnachten, uns und unsere Zeit in Malawi angemessen zu feiern. Einmalig war unser Weihnachten am Strand also definitiv, weihnachtlich wohl eher gar nicht.



das Zelt steht jedenfalls gut!

Silvester wollten wir in Cape Maclear im Süden Malawis verbringen. Die Fahrt dahin war sehr weit und anstrengend, weshalb wir auch einen Zwischenstopp bei Lars und Jasper in Salima einlegten. In Cape Maclear trafen wir auf viele weitere Freiwillige. Gemeinsam machten wir eine Bootstour zur nahegelegenen Insel, wo wir schnorchelten. Auf der Insel wurde sogar für uns gegrillt! Es ging weiter zum Otterpoint, an dem wir Fischadler beobachteten. Der letzte Stopp war eine andere kleine Insel, an der wir weiter schnorcheln konnten und die Fischvielfalt hautnah erleben durften! Den Silvesterabend starteten wir am Strand sitzen mit Dinner for One (die Tradition darf nicht fehlen). Bunt tanzten wir mit vielenvielen anderen Menschen ins neue Jahr! Freunde aus Ekwendeni kamen zu Besuch, wir saßen am Strand bis die Sonne das erste Mal im Jahr 2017 aufging. Im Hellen führte uns ein Neujahrsspaziergang zurück zur Lodge - plötzlich war alles schon wach, doch wir legten uns in schlafen.



bisschen fischen
Silvester
Neujahrsmorgen


Einen Tag später musste ich schon wieder nach Hause fahren (ein Tag lang Minibus, juhu), da der Unterricht schon am 03. Januar losgehen sollte. Die Freude auf die Reise war zwar riesig, doch heimkehren ist mindestens genauso schön..

Warum ich Weihnachten nicht Zuhause verbracht habe: hier wird Weihnachten keine große Bedeutung zugesprochen. Die gesamte Adventzeit wird nicht so zelebriert, wie wir es kennen. Am 25.12. geht man lediglich in die Kirche, es gibt zur Feier des Tages Reis. Vielleicht wird sogar ein Huhn geschlachtet! Danach ist der ganze Zauber schon wieder vergessen. Meine Familie hat mir empfohlen, lieber etwas mit Freunden zu unternehmen. Zuhause hätte ich mich scheinbar nur gelangweilt. Auch, wenn ich gern typisch malawische Weihnachten erlebt hätte- durch meine Mitfreiwilligen war das nun doch vorhandene Vermissen zur Weihnachtszeit ein wenig kleiner.