Mittwoch, 28. September 2016

Heute Schüler,morgen Lehrer

Mehr und mehr finde ich hier meinen Platz. Nachdem ich mittlerweile schon seit vier Wochen im Centre arbeite entwickelt sich Routine, entwickelt sich so etwas wie Alltag:   
Pünktlich um fünf Uhr morgens werde ich von der Glocke der Grundschule geweckt. Die Hunde stimmen meist mit ein, während sie direkt neben meinem Fenster sitzen. Raus aus dem Bett und rein in die Sportsachen! Morgenlauf im Sonnenaufgang mit meinem Gastpapa. Das genieße ich immer sehr, der Tag könnte nicht besser starten. An morgenlauflosen Tagen versuche ich nach dem ersten Läuten noch zu schlafen, doch bald folgt das nächste Läuten (sechs Uhr), die Sonne scheint in mein Zimmer und das ganze Haus ist wach. Die Musik wird laut aufgedreht- es wird gewaschen, geputzt, gefegt und gekocht. Bald wird es Zeit fürs Frühstück, das immer ein wenig anders aussieht. Toast mit Erdnussbutter, Avocado, Kasava, Süßkartoffeln, Pommes oder Porridge.
Morgenlauf
Um acht Uhr geh es zur Arbeit. 100 Meter Fußweg-perfekt. Wenn ich den Hügel zum Centre hinunterlaufe, höre ich oft schon von weitem Rufe wie „Good Morning Luise“  - oder auch „Good Morning Madame!“. Denn plötzlich betrete ich die Schule nicht mehr als Schüler, sondern als Lehrer. Vor mir sitzen junge Erwachsene, der Großteil davon älter als ich. Das Centre ermöglicht ihnen eine kostenlose Ausbildung im Schneidern beziehungsweise Schreinern. Ich bin für den zusätzlichen Unterricht zuständig, welcher derzeit aus Englisch und Computer besteht.
Centre (der Weg entspricht ungefähr meinem Arbeitsweg)
Im Englischunterricht hat sich die Teilung der 1st und 2nd years bewährt: Bei den 1st years werden zunächst die Grundlagen aufgefrischt. Wie stelle ich mich vor? Wie schreibe ich einen Brief, wie einen Dialog? Die 2nd years dagegen haben im letzten Schuljahr bei Nasti, meiner Vorfreiwilligen, schon viel gelernt (falls du das liest: DANKEFÜRALLES!). Daran kann ich gut anknüpfen. In den vergangenen Wochen haben wir die wichtigsten  Zeitformen wiederholt. Bald wird das Wissen praktisch angewendet – ich habe viele Pläne und Ideen, was das angeht und bin gespannt, wie sich alles umsetzen lässt!
Da mir für den Computerunterricht nur drei Laptops zur Verfügung stehen, habe ich die über 40 Schüler in kleinere Computergruppen aufgeteilt. Viele haben vorher kaum an einem Computer gearbeitet. Manchmal stoße ich da schon an meine Grenzen – wie erklärt man einem Schüler, wann genau man einmal und wann doppelt klicken muss?  Trotzdem macht mir auch der Computerunterricht großen Spaß. Das Interesse der Schüler ist riesig und auch sie haben Spaß dabei. Ich habe das Gefühl, ihnen wirklich etwas zu vermitteln und das macht mich glücklich. Wenn alles klappt, kann ich die 2nd years in einigen Wochen in der Welt des Internets herumführen.❤🌞
Computer
Englisch
Schneiderschüler


Office (place to be für mich)
Mein Unterricht findet bisher nur Vormittags statt, Mittagessen gibt’s dann zu Hause. Nsima#1! Schmeckt mir inzwischen wieder gut, das erste Nsimatief ist überwunden :D Anschließend ein kurzer Verdauungsnap. Den Nachmittag verbringe ich, wenn ich nichts anderes vorhabe, im Centre. Unterricht vorbereiten oder nachbereiten, Ideen sammeln und aufschreiben, planen, spielen, schnacken und die Zeit genießen. Mittwochs wird Fußball bzw. Netball gespielt. Die Netball-Regeln sind mir noch suspekt. Wer ist wann wo in welchem Feld und darf wieviele Schritte gehen? Da hier aber jeder ein Netball-Profi ist, verstehe ich es immer besser und habe auch schon so Spaß daran!
Um 6 Uhr ist es dann schon dunkel, ich helfe beim Abendessenkochen. Nsima  #2. Die Beilagen variieren immer, mein Favorit sind ja Bohnen und Soyapieces! Durch den zeitigen Sonnenuntergang ist der Tag auch schon früh vorbei. Nach dem Abendessen sehen wir meist nur noch ein wenig fern (mir fällt immer wieder auf, wie wenig ich die deutschen Medien vermisse!!). Um halb neun sind alle im Bett. Manchmal schlafe ich auch schon früher.
Nsimansimansima
Einmal wöchentlich aber gehe ich zum Mzungu Dinner (Mzungu ist das Wort für Weiße)wobei ich lustigerweise die einzige Weiße bin. Gemeinsam kochen, essen, spielen! Manchmal nehme ich auch an einer Bible Study Group teil. Leider bin ich oft zu müde dafür, da das Mzungu Dinner am Tag davor war und ich mit Schlafmangel nicht mehr gut umgehen kann. Ansonsten verbringe ich die freie Zeit mit meiner Familie oder Freunden, gehe auf den Markt oder versuche mich im Chitumbuka-lernen. Ich muss aber schon sagen, dass ich viel weniger Freizeit oder Langeweile habe, als gedacht. Genau deshalb vergeht meine Arbeitswoche wie im Flug.
Die Wochenenden sehen immer ein wenig anders aus:
Am vorletzten Samstagmorgen bin ich nach Chilumba gefahren, um Nora und Elli zu besuchen. Die dreistündige Fahrt fühlte sich mehr wie eine dreißigstündige Fahrt an, da ich die meiste Zeit an die Tür gequetscht saß. Wenn die herausgefallen wäre, dann mit mir. Und das hätte mich nicht mal so sehr gewundert, da die Minibusse meistens schon ein wenig älter sind und die Fahrer echt verrückt fahren.. Glücklicherweise ist nichts passiert und ich bin heil angekommen. Nora und Elli haben mich abgeholt und mich zu ihrem von Mangobäumen umrundeten Haus inmitten einer Kasavaplantage geführt. Sehrsehridyllisch! Die beiden haben eine Menge Nachbarn und Freunde, die ziemlich witzig drauf sind und die die Beiden auch meist bekochen. So wurden wir auch am Samstag bekocht. Unter dem Mangobaum gab es Mittagessen und lustige Gespräche. Wir drei Mädels sind danach an den Malawisee gefahren. Wunderschön war das, der See sieht aus wie ein Meer. Und überall sind Berge! Viele Menschen, besonders Kinder, Kühe, Ziegen und Hühner waren auch am Start. Lustig war, dass die Frauen ihre Knie zwar mit ihren Chitenche bedeckt hatten, aber oberkörperfrei waren. Auf eine Sprite ging es an eine Bar, die wir entdeckt haben. Pommes, Phase10 und Sonnenuntergang. Als es dunkel war, beeilten wir uns, nach Hause zu kommen. Dort wurden wir dann von den Nachbarboys mit einem Willkommenslied auf Ellis Gitarre begrüßt. Abendessen und rätseln und lachen! Der nächste Morgen begann mit einem Süßkartoffelfrühstück und UNO unter dem Mangobaum. Gegen Mittag musste ich leider schon aufbrechen, da ich Zuhause noch einiges zu tun hatte. Unschön waren für mich die ersten Minuten der Rückfahrt. Einen Sitzplatz konnte ich leider nicht mehr ergattern, es hatte nur für einen Bodenquetschplatz gereicht. Dann konnte ich mich selbst aber auf einen Front Seat upgraden und genoss die restliche Fahrt in vollen Zügen! Die Landschaft war atemberaubend. Lange sind wir am See entlang gefahren, durch viele Serpentinen einen Berg hoch. In diesem Zeitraum habe ich 30 (!) Affen gesehen. Die chillen da halt einfach auf der Straße.. Und so kam es, dass ich auf einer Minibusfahrt mehr Wildlife zur Sicht bekommen habe, als  im  Wildlife Centre Lilongwe (was zudem auch doppelt so teuer war).
Sonnenuntergangssprite


die Chilumbagirls vor ihrem Haus
familieee


Am vergangenen Freitag dann hatten unsere Schüler ein Fußball- bzw. Netballtestspiel. Das fand aber leider nicht in Ekwendeni statt, sondern in Ngongo (oder ähnlich). Nach einer Motivationsrede von Ausmane, dem Manager, und mir ging es für die Schüler zu Fuß zu ihrem Spiel. Bestimmt waren sie zwei Stunden lang unterwegs. Nach langem Suchen und Fragen konnten wir uns einen Pick-Up samt Fahrer mieten, mit dem es dann nach Ngongo ging! Nach einigen Metern wurde mir klar, warum niemand uns sein Auto geben wollte. Die Straße war wirklich sehr sehr schlecht. Eigentlich war sie nicht mal eine Straße, eher eine Aneinandereihung von Gräben. Zum Teil mussten wir durch einen Fluss fahren. Als wir ankamen, waren die Netballgirls schon fertig. Sieg! Triumphierend sind sie auf die Ladefläche gesprungen, singend und jubelnd sind wir zurück nach Ekwendeni gefahren. Die Fußballspieler wurden natürlich auch abgeholt, jedoch bin ich nicht noch einmal mitgekommen – mein Besuch aka Nora und Elli war schon kurz vor Ekwendeni und hatte selbstverständlich Vorrang! Nachdem ich sie abgeholt hatte ging es nach Hause. Aufgrund Müdigkeit reichte es nur noch zum Essen und Schlafen.
Samstagmorgen mussten die beiden zur Uni in Ekwendeni, da sie für ihre Lehrer, die dort studieren, etwas abgeben sollten. Ja, Ekwendeni hat sogar eine Uni! Sie ist zwar sehr klein, aber inmitten von Jacarandabäumen gelegen. Auch der Ausblick kann sich sehen lasssen. Anschließend sind wir ins Taxi nach Mzuzu gestiegen. Kurzegefasst: Immigration Office (endlich habe ich die Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis),  Shoprite (teurer Spaß), Dapp (ein Tshirt kann man immer gebrauchen..), Blue Tomatoe, ein supersuperguter Inder! Dort sind auch Sandra und Lea zu uns gestoßen. Stoffmarkt, Lodge. Ausruhen! Burger und feiern am Abend. Trotz semigutem DJ war das wunderbar und wir hatten viel Spaß. Nächstes Wochenende Lake Of Stars Festival, ich drehe schon jetzt durch vor Freude.
Unibesuch 
Tagvorhang
Nachtvorhang
2/3
unser Haus

Dienstag, 13. September 2016

Erste Wochen in Ekwendeni

Gleich an meinem ersten Wochenende in Ekwendeni hatte ich das Glück, bei einer Hochzeit dabeizusein. Meine erste afrikanische Hochzeit! Diese begann um 8 Uhr früh mit dem Gottesdienst. Zum Glück ist die Kirche gleich um die Ecke. Der Gottesdienst war zugleich auch mein allererster in Malawi, weshalb alles doppelt so spannend war: Insgesamt gab es bestimmt 20 Tänzer (darunter Frauen, Männer, Kinder und Kleinkinder), die gemeinsam mit Braut und Bräutigam in die Kirche hineingetanzt sind. Vom Gottesdienst an sich habe ich dann leider nicht viel verstanden, da er auf Tumbuka gehalten wurde. Trotzdem habe ich die Stimmung genossen, die Musik, das Jubeln und das Tanzen. Noch nie war ich in so einem bewegten Gottesdienst! Am Nachmittag traf man sich in einer Halle zur Hochzeitsfeier wieder. Diese bestand größtenteils nur aus Tanzen und mit Geldscheinen werfen. Zwischen den verschiedenen Tänzen hat ein Moderator immer wieder eine andere Zielgruppe zum Tanzen und zum Geldscheinewerfen aufgefordert. Ich hatte mich bereiterklärt, als Kassierer mitzuhelfen. Das bedeutet, dass die aufgesammelten Geldscheine haufenweise auf einen Tisch geschüttet werden. Diese haben wir geordnet und gezählt. Ziemlich stressig war das. Nach fast vier Stunden war es dann auch nicht mehr so einfach, bis 20 zu zählen. Trotzdem konnte ich die Atmosphäre genießen, besonders da die Menschen hier sehr anders tanzen als in Deutschland. Schon die Dreijährigen haben einen Hüftschwung drauf, von dem ich nur träumen kann. Doch nicht nur Geld wurde an das Brautpaar gespendet. Später sind auch Menschen mit Matratzen und Haushaltsgeräten auf dem Kopf zum Brautpaar vorgetanzt. Viel habe ich davon leider nicht mitbekommen, da der Geldhaufen auf dem Tisch bis zum Ende hin einfach nicht kleiner wurde! 

Der Sonntag begann dann erneut mit einem Gottesdienstbesuch. Ähnlich wie bei der Hochzeit wurde viel getanzt und und viel gesungen. Dadurch, dass der Pfarrer bei der Predigt wild gestikulierte und auch echt laut wurde, war diese für mich ziemlich interessant. Obwohl ich kein Wort verstanden habe! Beim Sammeln der Spenden für verschiedenste Anlässe, mindestens fünf mal, war ich ein wenig verloren. Zur Kirche gelaufen war ich nur mit Stuart, der auf der Männerseite saß. Dank einer netten Sitznachbarin habe ich das aber halbwegs managen können :D Am Ende musste ich mich kurz vorstellen. Sagen, wer ich bin, woher ich komme, was ich hier machen werde. Stuart hatte mir das schon vorher erzählt, weshalb ich mir die Sätze auf Tumbuka gemerkt hatte. Die Leute waren so begeistert - applaudiert und gejubelt haben sie, bevor ich ausgeredet hatte.
Nach dem Gottesdienst fand ein kurzes Meeting mit einigen Vorstandsmitgliedern vom Centre statt, da der Unterricht ja schon am darauffolgenden Tag beginnen sollte. Viel mehr über meine Aufgaben habe ich nicht erfahren. „Feel free“ ist die Devise!

Dass ich am Montag dann nicht vorbereitet war, war deshalb natürlich auch nicht schlimm. Es wurde geputzt, aufgeräumt und ausgemistet. Außerdem habe ich die drei Lehrer kennengelernt - (momentan) eine Schneiderlehrerin und zwei Schreinerlehrer. Sie haben mich sehr herzlich willkommen geheißen, weshalb ich mich von Anfang an wohlgefühlt habe.

Die gesamte Woche verlief entspannt und war somit perfekt für meine Eingewöhnung! Schüler waren nur wenige da, weil die erste Schulwoche hauptsächlich für Anmeldungen genutzt wird. Keine Anwesenheitspflicht.
Nach einigen Tagen konnte ich die Lehrer endlich von einem neuen Stundenplan überzeugen, der auch immer besser eingehalten wird. Mit dem Englischunterricht habe ich schon begonnen, mit dem Computerunterricht erst ab dieser Woche.
Dienstag und Freitag nutzte ich meine freie Zeit, um mit Stuart nach Mzuzu zu fahren. Mzuzu ist die nächstgrößere Stadt, in die man mit dem Taxi für weniger als einen Euro kommt. Dort kann man wirklich fast alles außer Schwarzbrot kaufen. (Und auch super feiern) Erster Stop: Immigration Office! Meine 30-tägige Aufenthaltsgenehmigung muss verlängert werden. Einfach ist das leider nicht, da die Officer manchmal einfach nicht so große Lust darauf haben. So wurde das Immigration Office mehr oder weniger zu meinem zweiten Zuhause. Eine Verlängerung meiner Aufenthaltsgenehmigung habe ich bisher noch nicht..
Außerdem musste ich dem Stoffmarkt einen Besuch abstatten. Zwei Stunden habe ich gebraucht, um mich für Stoffe zu entscheiden. Die Taxi-Rückfahrt: zu acht in einem Auto mit fünf Sitzen, von einem Polizisten wurden wir angehalten und gezählt. Fahrer und Polizist verschwanden kurz hinter dem Auto, wenige Minuten später fuhren wir weiter. Zu acht. Korruption ist hier leiderleider ein riesiges Problem..
Meine Stoffe brachte ich dann gleich zu einem mir empfohlenen Schneider in Ekwendeni. Schon am nächsten Tag konnte ich meine maßgeschneiderten Kleider abholen. Ich bin supersuperglücklich damit und würde am liebsten nichts anderes mehr anziehen. ♥
Stuart im Immigration-Office-Rausch
meine Kleider! Angezogen-Bilder folgen bestimmt:):)
Einen freien Nachmittag verbrachte ich in der Bibliothek der Grundschule, an der Stuart Direktor ist. Dort gibt es noch sehr viel zu ordnen und zu sortieren, auch über neue Bücher denken wir nach.
Abendsonne in der Bibliothek
der Hof der Grundschule (unser Haus ist direkt nebenan,quasi hinter dem linken Gebäude)
Am Samstag ging es erneut nach Mzuzu.
Um auf Nora und Elli (Freiwillige aus Chilumba) zu warten, hatte ich mir definitiv den falschen Ort ausgewählt. Am Bus Depot suchte ich mir umrundet von Fahrern, die mir ihre Fahrt anpreisen wollten, ein schattiges Plätzchen. Dort angekommen hatte ich kurz Ruhe. Problematisch und anstrengend wurde dann eher eine ganze Reihe an Heiratsanträgen :D Deshalb war ich sehr froh, als ich in einem ankommenden Minibus Nora und Elli sehen konnte. Logischerweise übte das Immigration Office wieder eine anziehende Wirkung auf uns aus. Nora und Elli konnten ihre Aufenthaltserlaubnis problemlos verlängern. Auch bei mir hätte es diesmal geklappt, wenn der Reisepass am Start gewesen wäre. Vom Immigration Office holten uns zwei weitere deutsche Freiwillige aus Chipunga ab. Sandra und Lea sind schon seit November hier in Malawi und verbringen ihre Wochenenden immer in Mzuzu, weshalb sie sich sehr gut auskennen! Wir waren etwas essen - ich habe die Masala Pommes meines Lebens gegessen - und im Dapp, einem ziemlich coolen Secondhandladen. Überall und an jeder Ecke gibt’s Secondhand-Klamotten aus Europa. Oft sieht man Leute, die T-Shirts mit deutschen Prints tragen. Stuart zum Beispiel hat ein T-Shirt auf dem Ich bin nicht alt, ich bin ein Klassiker steht! Am Abend waren wir mit zwei weiteren Deutschen (hier sind mehr Deutsche, als ich es erwartet hatte) und einigen Leuten von hier feiern. Die Musik unterscheidet sich schon von der in Deutschland, auch getanzt wird anders. Trotzdem, oder eher gerade deshalb, war es wirklich lustig! Da Sandras und Leas Chef eine Lodge in Mzuzu hat, konnten wir dort für wenig Geld übernachten. Nach einem späten Frühstück ging es Sonntagnachmittag auch wieder zurück nach Ekwendeni. Im Taxi versuchte mir ein Mann zu erzählen, dass seine Schwester professionelle Prostituierte in Deutschland ist und er sie nur mit meiner Hilfe besuchen kann. Seinen Heiratsantrag musste ich leider ablehnen und auch sonst können wir keinen weiteren Kontakt haben :D


Schon ging es in die zweite Arbeitswoche! Auf einmal war es schon fast trubelig im Centre. Besonders von den 2nd years (die Ausbildung dauert zwei Jahre, demnach gibt es 1st und 2nd years) waren viele da, die in der ersten Woche gefehlt hatten. Das Unterrichten geht jetzt also endlich los. Zu Beginn habe ich versucht herauszufinden, was die Schüler schon gelernt haben, wo ihre Probleme liegen und wofür sie sich interessieren. Jetzt kann ich langsam mit Wiederholungen und neuen Themen beginnen! Mir macht das Unterrichten großen Spaß, da die Schüler wirklich interessiert sind und etwas lernen wollen. Neben dem Unterrichten findet man auch sonst immer eine Beschäftigung. Sei es Papierkörbe basteln, eine Fahrradtour zum Unterschrift-holen, sich zu den Schneiderinnen setzen und ihnen zusehen oder doch einfach Phase10 spielen. Dieses Spiel ist hier mittlerweile sehr gefragt, manchmal sitzen wir noch bis abends spielend im Büro und vergessen dabei die Zeit. 
daily Sonnenaufgang,die Sonne ist wirklich rot!
Ich sende euch Grüße und Küsse und Sonnenschein ♥

Freitag, 2. September 2016

Frankfurt-Lilongwe-Ekwendeni

Viel Trubel, viel Neues und ein Laptop, das den Flug weniger gut überstanden hat als ich, haben leiderleider zu dieser Verspätung geführt. In den letzten sechs Tagen habe ich so viel gesehen und erlebt wie sonst wahrscheinlich in einem Monat!

Los ging es mit dem eher unspektakulären Flug, der aber schon recht anstrengend war. Dadurch, dass andauernd Licht brannte und/oder Essen gebracht wurde, konnte man kaum schlafen. Die Wartezeit in Addis Abeba verging schneller als gedacht und schon landeten wir in Lilongwe.
in den Sonnenaufgang hinein!
vier Stunden Addis Abeba
Plötzlich wurde man von allen Seiten mit einem Hellohowareyou begrüßt. Das war schon erstmal komisch! Nach fast einer Woche kommt das aber auch bei mir fast automatisch.
Alle Freiwilligen außer Nora, Elli und mir sind schon in ihre Einsatzorte gefahren. Zusammen mit Nora und Elli (die bei einem Onkel vom Freund vom Bruder vom Mentor oder so übernachteten) blieb ich aber noch einige Tage in Lilongwe - wodurch ich zusammen mit meinem Gastpapa nach Ekwendeni fahren konnte. Katharina und Stuart, der coolste Gastpapa überhaupt, haben am Flughafen bereits auf mich gewartet. Auf der Autofahrt zu Katha, die in Lilongwe arbeitet und wohnt, versuchte ich, alle Eindrücke in mich aufzusaugen: Fahrradtaxis, Mango-Straßenverkäufe, Pick-Ups mit Ladeflächen voll Menschen. Frauen, die ALLES auf dem Kopf tragen und fast platzende Minibusse. Angekommen bei Katha wurde erstmal ein wenig Schlaf nachgeholt! Bis ich dann komplett verwirrt nach 6 Stunden um 21.30 Uhr aufgewacht bin und keinen blassen Schimmer hatte, wo ich bin und was ich tue. Nach einem Stück Lasagne wurde der Schlaf wieder aufgenommen. War ja auch dringend nötig, haha.
Nun standen uns zwei Tage Lilongwe bevor. Es ging auf den Markt. Stoffparadies! Habe mir schon meine ersten zwei wunderwunderschönen Chitenche (Stoffe, die man um die Hüfte gewickelt trägt oder sich etwas daraus schneidern lässt) gekauft. Schon jetzt weiß ich, dass sich die Sache mit den Stoffen zu einer Sucht entwickeln wird. Die Stoffe hier sind wirklich alle zu schön. Nach dem Markt besuchten wir das Wildlife Centre, wohin Tiere aus schlechten Lebensumständen gerettet werden. Besonders spektakulär war es allerdings nicht, da wir außer hauptsächlich Affen wenige Tiere zu sehen bekamen.
Am letzten Tag in Lilongwe bin ich alleine in die Stadt gefahren, um mich mit Stuart auf eine Cola zu treffen. Der Weg dorthin war schon ein Abenteuer für sich. Erneut von jedem angequatscht zu werden. Nach Geld gefragt zu werden. Mit 15 weiteren Personen im Minibus zu kuscheln! Das ist eben so, man gewöhnt sich daran.
rush hour
die schönste 'Allee' 
Die Fahrt nach Ekwendeni mit Elli, Nora und Stuart verlief logischerweise genauso. Wobei aus dem Minibus ein „Reisebus“ und aus den 5 Minuten Fahrt 6 Stunden wurden. In den Bus hätte WIRKLICH kein einziger Mensch mehr reingepasst - alle Sitzplätze und Stehplätze und Gepäckplätze waren mehr als nur einfach belegt. Die Frau, die neben mir saß, hatte in der einen Hand ein Kind und in der anderen ein Küken. Normal. Durch die beeindruckende Landschaft gab es auch dauerhaft etwas zu sehen und die Zeit verging schnell. 
Und schon waren wir hier in Ekwendeni. Nora und Elli wurden bald vom ihrem Mentor abgeholt, um nach Chilumba (ihr Projektort) zu fahren. Für mich hieß es das erste Mal mit den Händen essen. Das erste Mal Nsima! Nsima ist Maisbrei, den es zu fast jeder Mahlzeit, mindestens einmal täglich, mit verschiedenen Beilagen gibt. Bin jetzt schon ein Fan davon! Auch das Essen mit den Händen klappt immer besser :D Allgemein muss ich auf einiges verzichten. Mit einer warmen Dusche und einer richtigen Toilette sieht es hier nunmal schlecht aus. War zwar schon eine ziemliche Umstellung, ging aber wirklich schnell. Denn wenn man draußen beim Zähneputzen die Milchstraße sieht, ist das plötzlich ganz egal. 

In den letzten Tagen war auch schon viel los: gefühlt jedem im Ort vorgestellt werden. Versuchen, sich halbwegs in Ekwendeni zu orientieren (wird bei meinem Orientierungssinn leider schwer) und sich wichtige Orte zu merken. Bible Studies. Probe für die morgige Hochzeit. Darauf bin ich schon so gespannt! Gestern bin ich mit Stuart auf seinem Motorbike zu seiner Familie gefahren, da er mir ein typical african village zeigen wollte. Das war es dann auch wirklich. Dort habe ich mich zudem wie die Hauptattraktion schlechthin gefühlt. Schon von weitem haben alle Kinder MZUNGU! MZUNGU! (Weißer) gerufen. Später aber haben sie mich, oder wohl eher meine Kamera, plötzlich sehr geliebt :D Ich durfte gar nicht mehr aufhören, sie zu fotografieren! Auf dem Rückweg haben wir noch Stopps an einem riesigen Tomatenfeld, einer Macadamiaplantage und einem Paprikafeld eingelegt. Das war schon ziemlich beeindruckend.  
Mir geht’s hier also echt richtig gut und ich bin sehr zufrieden mit allem. Soviel ersteinmal zu meinen ersten Tagen hier! Tiwonanenge. ♥(wir sehen uns bald)

JBC,Stuart,ich und Matthews (nennen wir es wichtige Menschen vom Centre)
Staudamm bei der Macadamiaplantage. wunderwunderbare Berge am Horizont
pure Begeisterung! (siehe Kinder im Hintergrund)
mit Stuarts Onkel & den Kindern
Stuart,Onkel&Kinder im Dorf 
mein Zimmer in der Morgensonne