Bevor der trubelige mit-Charlotte-unterwegssein-und-Zwischenseminar-in-Tansania-Februar
so richtig losgeht, gibt es hier ein kurzes Update. Was mir dieses Jahr bisher so
gebracht hat!
20-22/01 Botschaftsfeier, Bücherkauf & Pechsträhne
Schon beim Lesen der Einladung zur Neujahrsfeier des
deutschen Botschafters machte mein Herz einen kleinen Sprung. Als ich dann
gemeinsam mit meinen Mitfreiwilligen in der Residenz des Botschafters in
Lilongwe aufkreuzte, war die Freude nicht mehr zu bändigen! Diesmal mussten wir
nicht helfen und konnten uns voll und ganz auf die Köstlichkeiten
konzentrieren: Dass Appetizer wie Sushi, Feta-Spieße und Hühnchen mit
Erdnusssoße noch übertroffen werden können, hatte niemand erwartet. Doch als
das Buffett mit dem deutschesten aller deutschen Essen wie Spätzle, Schnitzel
und Rotkraut eröffnet wurde, wurden wir eines besseren belehrt. Wir schaufelten
das Essen in uns hinein. Jedem wurde klar, dass man deutsches Essen noch nie so
sehr wertgeschätzt hatte. Und dass Essen ja doch so sehr glücklich macht! Nach
unzähligen Stücken Brownies und Karottenkuchen hatte aber doch jeder genug.
Weniger schön war deshalb die Rückfahrt nach Biwi. Zu neunt (und dazu
vollgefressen!) in einem kleinen Taxi- „Squeeze,Madam!“ ist auch hier das
Motto. Irgendwie kommt man aber immer an sein Ziel, und in diesem Fall eben
schön billig. Der Gedanken an das gute Essen ließ einem den fehlenden Komfort
und das sich langsam-steigernde Schlechtwerden schon fast vergessen.
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Glück! |
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der Essenshimmel |
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zuschlagen! ein Brownie nach dem Anderen |
Samstagmorgen kamen auch Stuart und Ausmane nach Lilongwe. Dank einer großen
Spende konnten wir einen Drucker und viele neue Bücher für unsere Bücherei
einkaufen. So tourten wir durch verschiedene Technik- und Buchläden. Besonders
viel Freude hatten wir in einem Secondhand-Buchladen, den Marius vor einiger
Zeit entdeckt hatte. Die Bücher kosten zum Teil weniger als einen Euro, maximal
drei Euro. Dazu kommt eine riesige Auswahl! Die Kartons wurden randvoll gepackt
und im Bus zurück nach Ekwendeni gefahren, wo die Bücher nur noch geordnet und
beschriftet werden müssen.
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Baobab Bookshop |
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Arbeit in der Bücherei |
Leider war das Heimkehren dieses Mal
alles andere als schön. Beim Öffnen meiner Zimmertür musste ich feststellen,
dass unser Hund Bruno seinen Weg in mein Zimmer gefunden hatte und der Meinung
war, randalieren zu müssen. Mein Stuhl lag kaputt auf dem Boden, daneben
Klamotten und Papiere. Das Moskitonetz war mehr Loch als Netz und mein
Bettlaken auch alles andere als sauber. Ich dachte, es kann nicht mehr
schlimmer kommen, bis mir meine Gastschwestern erzählen, dass Luna tot ist.
Luna war ein Welpe, den ich eine Woche früher vom See mitgebracht hatte. Sie war
noch so klein, so tapsig aber ist gleichzeitig glücklich durch unser Haus
gehüpft. Bis unser Hund Bruno sie tötete und, wie mir berichtet wurde, gegessen
hat. Den Anblick von Lunas totem „Körper“ habe ich mir leider auch noch
angesehen, da er von meiner Familie zunächst auf unserem Toilettenhäuschen
liegengelassen wurde. Den Anblick werde ich so schnell nicht vergessen können und hoffe, dass die
kleine Luna nicht lange leiden musste und dass es ihr jetzt, wo auch immer sie
ist, gut geht .. Man muss sich damit abfinden – den Instinkt eines Tieres kann man
zwar nicht verstehen, muss man aber irgendwie akzeptieren.
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Luna.. ♥ |
Das Pech wollte so ganz aber noch nicht aufhören- es
folgte bald eine Nacht voll Fieber und Malariaangst, was sich zum Glück bald in
Luft auflöste und mir nur für einige Tage meine Stimme klaute (was nebenbei gesagt
aber auch die reinste psychische Folter war!)
31/01 Toolkit-Vergabe
Die meisten der Schüler, die bei uns am Centre zum
Schneider/ zum Schreiner ausgebildet werden, bleiben danach arbeitslos. Es
fehlt am nötigen Geld, um ein Geschäft zu starten. Deshalb bekommen von jetzt
an je zehn Schüler pro Abschlussjahrgang ein sogenanntes Toolkit oder Starterpack. Dieses besteht für die Schneider unter anderem aus einer Nähmaschine und einem Nähmaschinentisch, für die Schneider aus verschiedenen Werkzeugen. Die Schüler verpflichten sich, das Ganze in monatlichen Raten zurückzuzahlen. Deshalb wurden erst einmal
die alten Schülerverzeichnisse herausgeholt, da natürlich auch die Schüler, die
bereits einen Abschluss haben, nicht vergessen werden dürften. Schüler wurden von
den Lehrern nominiert. Gemeinsam mit einigen Vorstandsmitgliedern wurden sie
interviewt – wie sie denn momentan um die Runden kommen, ob sie schon Praktika
gemacht haben und und und. Einige Tage nach den Interviews fand die Vergabe der Toolkits statt:
Das Ganze war recht groß aufgezogen. Wieder waren einige Vorstandsmitglieder
vor Ort, jeweils ein Elternteil der Schüler und sogar der Chief! Zunächst
wurden mehrere Reden gehalten. Auch ich musste eine Rede halten, was mir leider
erst fünf Minuten davor mitgeteilt wurde. Vor dem recht großen Publikum war mir
das nicht wirklich geheuer, weil ich auch nicht wusste, was von mir erwartet
wird. Klappte aber viel besser als gedacht!. Die einzelnen Schüler wurden mit
Elternteil nach vorn gerufen und unterschrieben eine Art Vertrag, auf der auch
der Manager, der Vorstandsvorsitzende, ich (um die Spender zu repräsentieren),
ein Polizist und der Chief unterschrieben. Die Nähmaschinen wurden natürlich
gleich ausgetestet, die Freude war groß. Während der Zeremonie waren auch alle
aktuellen Schüler anwesend. Für sie ist es natürlich sehr motivierend, die
Chance auf ein Starterpack zu haben – denn nur die zehn Schüler, die am
härtesten arbeiten und den Unterricht ernst nehmen, bekommen das Toolkit. Besonders
in den folgenden Tagen war es sehr auffällig, dass die Schüler viel zielstrebiger
und motivierter arbeiteten. Also auch von dieser Seite betrachtet ein purer
Erfolg!
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Beginn der Toolkitvergabe |
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eine der Schülerinnen mit ihrer Mutter |
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Schreinerschüler mit seiner Mutter |
Schnickschnack
- Die Welt ist ein Dorf. Wirklich. Am vergangenen Freitag war ich auf einer Farewellparty in
Mzuzu. Dort traf ich einen jungen Mann, kam mit ihm ins Gespräch. Er sei der
neue deutsche Bäcker in Mzuzu - ein wenig außerhalb gibt es eine deutsche
Bäckerei, alle 3 Monate kommt ein neuer Deutscher dorthin, um Malawier
auszubilden. Viel wichtiger aber: er kommt wie ich aus Pirna … Ich bin schon ein wenig durchgedreht und konnte das Ganze
einfach nicht glauben. Er wohnt in Pirna einen Kilometer von mir entfernt, und
dann trifft man sich einfach so auf einer Party irgendwo in Südostafrika.
Eigentlich ja zu verrückt um wahr zu sein..
- Family Update. Momentan sind wir zu fünft bei uns Zuhause: Meine Gasteltern Stuart und
Dorothy. Eine der Zwillingsschwestern, Ellen, und der Sohn meines Gastbruders,
Sean. Sean ist eineinhalb Jahre alt und weiß sehr gut, wie er uns auf Trab
halten kann. Alles, was er findet, trägt er durch das Haus, schmeißt er
herunter oder probiert, Musik damit zu machen. Er genießt es, unsere Katzen und
Hunde am Schwanz durch das Haus zu ziehen und zu probieren, in den Kühlschrank
zu klettern. Abends kann zwar der Fernseher laufen- doch Sean zu beobachten
garantiert viel mehr Unterhaltung.
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Lieblingsbeschäftigung#1:Zimmer erkunden |
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#2: Tiere. |
- Seifenblasenspaß in der Nursery, Bilder sagen hier mehr als Worte!
- Vorfreude bis zum gehtnichtmehr. In zwei Tagen habe ich meine Lieblingsschwester
wieder! Wir werden zusammen durch Malawi reisen und am Ende ein paar Tage in
Ekwendeni verbringen. Ich freue mich so sehr auf das Wiedersehen, gemeinsames
Nsima-Essen und im See schwimmen gehen! Danach ist schon Halbzeit.. Kaum zu
glauben! Es geht zum Zwischenseminar nach Moshi, Tansania. Auf die weite Reise
freue ich mich zwar weniger, doch das Seminar wird bestimmt wunderbar.